Freßstände auf dem Hermannplatz und der Kartoffelpufferbräter neben Karstadt

Hungrige Leute in Berlin VI, Nicht ganz billige Basilikumcreme, urdeutsche Hausmannskost und Kartoffelpuffer, die scheinbar wirklich aus Kartoffeln sind

Ich bitte darum, das hier alles nicht so bierernst zu nehmen. Im nachfolgenden Text geht es nicht nur um solche kulinarische Highlights wie Pizza Funghi, sondern unter anderm auch um Bauarbeiter ohne Angst vor cholesterinreicher Ernährung, um kleine, dicke, braungebrutzelte Wendeverlierer, nicht sehr vertrauenserweckende Gestalten im Park, Linsensuppenjunkies, schlechtgelaunte Verkäufer, die Latte Macchiatomisere in Berlin, um Kartoffelpuffer, die entgegen aller Vermutungen doch Kartoffeln enthielten und darum, wie die Protagonistin hofft, mit guten Taten ihre Schutzengel günstig zu stimmen.

Die kulinarische Reise beginnt bei der alten Freibank an der Landsberger und endet an der Wahrschauer Straße. Es geht nur um das Thema Nummer 1 - nämlich essen in Berlin.

Die nächste Station ist der Hermannplatz. Hier gibt es einen Türken oder Araber, der in seinem Wagen extrem wohlschmeckende Pasten verkauft. Die Qualität seiner Angebote verhält sich umgekehrt proportional zu seiner ewig schlechten Laune (Ich bin mir völlig sicher, dass er das niemals lesen wird). Besonders zu empfehlen ist die Basilikumcreme. Man könnte ja auch Schafskäse und Basilikum nehmen und in den Thermomix schmeißen, aber so gut wie nach Orginalrezept schmeckt das sowieso nicht. Auch der Meeresfrüchtesalat ist, obwohl nicht billig, sehr zu empfehlen.
Für die Thermomixgemeinde, ich besitze übrigens nur die abgespeckte Version von Aldi und benutze ihn meist zum Eierlikörmachen.

Weiterhin gibt es auf dem Hermannplatz noch den Wagen von einem Fleischermeister aus Teltow/Fläming. Er schmeißt jeden Morgen nach seiner Ankunft die Kochplatten an, schält Kartoffeln und schmort Fleisch. Mittags ist alles fertig und man bekommt zum kleinen Preis ein solides Mittagsgericht - bestehend aus Braten, Soße, Kartoffeln und Gemüse - also urdeutsches Essen mitten in Kreuzberg nicht weit entfernt von Neukölln. Das erwartet man in dieser Gegend gar nicht. Außerdem ist der Fleischermeister im Gegensatz zu dem Türken sehr gesprächig und lustig.

Weiter geht es zur Kartoffelpufferbude links neben Karstadt. Es ist immer ziemlicher Andrang und man sollte Zeit mitbringen. Dort werden in viel Fett extrem knusprige Puffer gebraten, die aber eigentlich kaum nach Kartoffeln schmecken. Deshalb hat es mich sehr gewundert, als ich eines Tages beobachtet habe, wie der Besitzer Kartoffel- und Eierschalen in die Mülltone schmiß. Diese Ingredenzien hätte ich in den Puffern gar nicht vermutet. Ich hätte eher gedacht, dass der Besitzer jeden Morgen eine Sackkarre mit einer großen, braunen Tüte, die mit unbekannten Schriftzeichen bedeckt ist, mitbringt. Danach wird ein Teil Pulver mit 3 Teilen Wasser gemischt, gegen Klumpenbildung gut durchgerührt und fertig ist die Tagesration Kartoffelpuffermasse.
Da habe ich ihm wohl unrecht getan.
Übrigens - Kartoffelpuffer sind ein jüdisches Chanukkagericht und heißen dort Latkes. Kartoffelpuffer werden auch als Chanukkagans des armen Mannes bezeichnet. Die Titelfigur aus "Jakob der Lügner" von Jurek Becker besaß früher auch eine Kartoffelpufferbude.

von Tanja

Wegbeschreibung
Durchfuttern in Berlin
Für Fahrradfahrer mit Zeit
Die kulinarische Reise beginnt bei Nr. 1 an der ehemaligen Freibank Landsberger Allee Ecke Hausburgstraße (Erinnerung an hungrigere und schlankere Zeiten), dann wird die Landsberger links in Richtung SEZ runter gefahren, es wird links in die Petersburger eingebogen und auf der anderen Straßenseite befindet sich in der Petersburger 92 die Nr. 2 das Kiezcafe (als es noch in der Wühlischstraße war, habe ich dort 2001 gekocht). Dann geht es geradeaus über die Frankfurter, die Warschauer Straße runter bis zu Nr. 3 dem Bäcker in der Rewekaufhalle (der Latte ist hier noch schmackhaft und bezahlbar), man überquert die Warschauer Straße, geht auf der anderen Seite die Revaler runter, biegt rechts in die Modersohnstraße, überquert die Modersohnbrücke und dort ist Nr. 4 die Fleischerei Niemann (Bockwurst 1,20 €). Danach biegt man rechts in die Stralauer ein und überquert links die Oberbaumbrücke. Dann geht es die Skalitzer Straße geradeaus bis zum S- Bahnhof Schlesisches Tor zur Nr. 5 dem Pizzabäcker und dem Linsensuppenimbiss. Dann geht es geradeaus die Skalitzer runter bis zum Kotti, dort wird links abgebogen und den Kottbuser Damm bis zum Hermannplatz zu Nr. 6 (türkische Pasten und Deutsche Hausmannskost) hochgefahren. Bei Karstadt (Kartoffelpuffer) wird rechts in die Hasenheide eingebogen. Es geht geradeaus bis zum Mehringdamm am Südstern vorbei. Dort wird die Straße überquert. Von der anderen Straßenseite geht es rechts in die Yorkstraße ab. Dort befindet sich in der Yorckstraße 76 die Nr. 7, der Feinkostladen Landkost (Superbrötchen). Dann geht es wieder zum Mehringdamm zurück und man biegt links in Richtung Kreuzberg ein. Am Gitschiner Ufer wird rechts eingebogen und in Richtung Oberbaumbrücke gefahren. Vor dem Biosupermarkt auf der linken Seite der Skalitzer ist Station Nr. 8 (hungrige Straßenzeitungsverkäuferin). Dann geht es über die Oberbaumbrücke die Warschauer Straße runter bis zum Narvagelände, das sich rechterhand der Straße von der Kreuzung Stralauer Ecke Warschauer bis zum S- Bahnhof Warschauer Straße erstreckt. Dort ist Station Nr. 9 (ehemalige Narvakantine). Ein Stückchen weiter die Warschauer hoch befindet sich am S- Bahnhof Station Nr. 10 (dort war bis vor kurzem der Bratwurstimbiss Hahnfeld). Endstation